Ja, das tue ich tatsächlich. Die Seite, die ich liebevoll aufgebaut habe, hat mir nicht einen einzigen Kunden gebracht. Dieser ganze Hype – von wegen, das Netz bringt dir mehr … Meine Kunden gewinne ich am besten, wenn ich ganz klassisch an Schulen herantrete oder Flyer verteile. Aber ganz sicher nicht durch Bloggen.
Bloggen ist für mich reine Zeitverschwendung – und damit auch Geldverschwendung, denn ich lebe von diesem Beruf.
Daher werde ich meine Seite auflösen, sobald ich herausgefunden habe, wie das geht.
Es schübelt gerade Regen wie blöd. Ich wäre bereit, einen fetten Punkt zu setzen – denn dieser Regen, mit seinen dicken Tropfen, holt wortwörtlich alles wieder zurück auf den Boden.
„Is‘ mal jut!“, meint die fette Berta. „Passt scho!“, brüllt der Pöstler.
Resi schnellt gerade an mir vorbei – so schnell, dass ich fast ihr reizendes Lächeln nicht wahrnehme, und doch zu langsam, um nicht ihre Figur zu bemerken, die sich durch ihre nassen Kleider abzeichnet.
„Gott, bist du schön, Resi! Du solltest echt Steuer auf deine Reize zahlen, ehrlich!“ huscht es mir durch den Kopf, kurz bevor ich fast über Shina stolpere – eine Labrador-Windhund-Mischung aus der Nachbarschaft.
Ihre kastanienfarbenen Augen blicken mich mit einem solchen Verständnis und so viel Liebe an, dass ich es ihr gleich tun muss:
„Sorry, Shina. Hab dich lieb!“, murmle ich, bevor ich weitergehe.
Es regnet. Fest. Wirklich sehr fest. Es ist ein Fest, dies zu erleben.
„A Gaudi!“ würde der Pöstler jetzt sagen, wenn er hier wär.
Und als ich den Eingang zur „Raaben“ passier, kommt der Abel – 16 – mir mit einer Maß in der Hand entgegen: „Magst a Bier, Dave?“
Ja, auch bei Regen kann es sein, dass man einfach easy durch die Gassen latschen kann….
Seien wir offen: Nicht immer kann man sich seinen Wohnort aussuchen. Manchmal kommt man in den Ghettos von Manila zur Welt. Oder in Palästina. Oder in Burkina Faso. Oder auf einem Boot, das Burkina Faso verlassen hat – Richtung Deutschland. Oder sogar in Deutschland, am Rand einer Großstadt, ohne Perspektiven. Manchmal ist man gezwungen, einen guten Ort gegen einen zu tauschen, der wirklich nichts bietet – weil man zum Beispiel nach den alternden Eltern schauen möchte.
Ich blicke schmal, wie ein Wolf im Schneesturm, und denke mir: „Verdammt, der Gump, Forrest, hatte tatsächlich recht: Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen – man weiß nie, was man bekommt.“
Dann senke ich den Kopf. Aber gar nicht lange. Denn Selbstmitleid habe ich schon vor langer, langer Zeit abgelegt. Etwas Unnützeres kenne ich gar nicht.
Also nehme ich meinen VW Golf GTRTRTL mit seinen 3000 PS (herrlich, wie in solchen Momenten mein Hirn durchdreht) und fahre durch die Gegend. Dörfchen, total isoliert, an Orten, bei denen man sich fragt: „Wie konnten hier Menschen überleben? Das geht doch nicht!“
Und dann flasht (schon wieder) mein liebes Hirn zurück an meinen Wohnort und zieht automatisch einen Vergleich.
Und wieder klopft er an meine Tür, mischt sich ein, behauptet: „Junge, sieh, wie gut du es hast: Dein Wohnort liegt in einer breiten Talschaft, die Sonne scheint genug am Tag, um braun zu werden, die Natur ist weitgehend erreichbar und intakt. Dein großes Haus gehört dir, und du hast einen VW Golf GTRTRTL mit 3000 PS, mit dem du durch die Straßen karacho’n kannst!“
Meine linke Augenbraue zieht sich nach oben, und die Kanten meiner Lippen gleich mit. Ich nicke. Verdammt. Du hast recht!
„Das ist trotzdem nicht dein Wohnort, den du verlassen musstest,“ flüstert kurz mein Herz.
Das Schwierigste für mich ist oft, überhaupt erst ein Ziel zu finden. Viel Zeit mit Vorbereitungen verbringe ich nicht – ich lege lieber direkt los, probiere aus, lasse meiner Kreativität freien Lauf und verliere dabei nie meine bisherigen Erfahrungen aus den Augen. Nur so funktioniert es für mich wirklich sinnvoll.
Natürlich denke ich auch immer daran, wofür ich mich vorbereite: Eine Bergtour verlangt mehr Überlegung als der Kauf neuer Schuhe.
Jeh. Und jetzt ab in die Dusche. Ganz ohne Planung 🙂
Welches Wort verwenden deiner Meinung nach zu viele Menschen?
Wenn ich groß bin… Wenn du mir das und dieses gibst… Wenn es bloß nicht regnen würde… Wenn es bloß regnen würde… Wenn du mich lieben würdest…
WENN. Omnipräsent präsentiert sich wenn als DIE Zutat der Sprache – auf der Straße, im Stadion, in der Kirche und im Einkaufszentrum. Im Altersheim, auf dem Schulhof, im Büro, in der Kirche oder im Ghetto. Ungebremst ölt es jedes Gespräch, macht es geschmeidiger, subtiler.
Denn noch immer gibt es sie: die Unsicherheit im Menschen. Dieses „bedingt“. Dieses „lass ein Törchen offen – für den Fall, dass…“. Es begleitet uns, seit Sprache existiert.
Wenn zu sagen, symbolisiert unsere Hilflosigkeit gegenüber Dingen, über die wir nie wirklich Kontrolle hatten. „Wenn es bloß regnen würde“ – (das Wetter macht, was es will). „Wenn du mich liebst“ – (wir wissen längst, dass wir nicht geliebt werden). „Wenn ich groß bin“ – (niemand kennt seine eigene Zukunft).
Aberwenn bietet auch Raum. Für Gutes – oder Böses.
ABER! Oh ja. Während wenn noch Hoffnung oder Möglichkeit vorgaukelt, holt aber uns wieder auf den Boden. Im Guten wie im Schlechten. „Wenn du mich küsst, werde ich dich lieb haben – aber nur zwischen 9:00 Uhr und 14:00 Uhr…“
Agilität im Heute spiegelt sich in der extrem häufigen Verwendung von wenn und aber wider.
So. Genug gelabert: Wenn ihr mir ein Like gebt, hab ich euch lieb – aber bitte, bevor ich ins Bett gehe.